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Alberta aus dem Oberpfälzer Wald und Spice Girl von der Roßsteige sind Blindenführhunde

 

Alberta und Spice Girl sind Blindenführhunde

Alberta aus dem Oberpfälzer Wald und Spice Girl von der Roßsteige sind Blindenführhunde.

„Ein Spitz - kann der sowas?“  werde ich öfter gefragt. Natürlich kann der das, sogar richtig gut, waren doch die ersten Blindenführhunde über die in den Geschichtsbüchern geschrieben wurde, schon Spitze.

Blindenführhunde sind keine Erfindung der Neuzeit, sie tauchen schon auf antiken Gemälden auf, natürlich nicht im weißen „Führgeschirr“ und nicht in der Größe, wie heute üblich.

In Jahr 1788 bildete der blinde Siebmacher Josef Reisinger seinen KLEINEN SPITZ so gut aus, dass seine Blindheit oft angezweifelt wurde.

 

Josef Reisinger und sein Spitz

 

1847 erschien das Buch des blinden Jakob Birrer, darin beschreibt er die Ausbildung seines Spitzes, der ihm Jahrelang als Blindenführhund diente.

Leider kam auch hier der Spitz aus der Mode….

 

 

Mein Weg zum Spitz

Durch eine schleichend verlaufende Netzhaut- und Iriserkrankung nahm meine Sehkraft, als ich Ende 20 war, ziemlich stark ab. Ich sehe schemenhaft, habe einen Sehrest von ca.2%

Meine 3 Kinder waren zu dieser Zeit noch sehr klein, die Infrastruktur vor Ort schlecht, also mussten sämtliche Wege in den Kindergarten, Musikschule, Grundschule zu Fuß erledigt werden, mit Langstock nicht zu bewältigen, so kam ich zu meinem ersten Blindenführhund. Ein Labrador natürlich.

Leider war er von Anfang an krank, auch sein Nachfolger hatte gesundheitliche Probleme, ausserdem war er ein sehr komplexer Charakter, ein Großpudel, sehr intelligent, hatte schon mehrere Besitzer gehabt, ein Balljunkie, Genie und Wahnsinn lagen bei ihm dicht beieinander. Mit viel Geduld und noch mehr Kreativität brachte ich ihn zwar zu guter Führarbeit, er war durchaus genial, aber immer anstrengend. Also überlegte ich mir, meinen nächsten Hund gleich selber auszubilden, vorher gründlich zu sozialisieren, und dann doch gleich eine Rasse die mir so richtig entspricht!

Meine Kriterien waren folgende:

Der Hund sollte anhänglich sein, gerne mit „seinem“ Menschen arbeiten, nur mit Freude kann man gut lernen. Er sollte ein Familienhund sein, intelligent, nicht jagen gehen, robust und gesund sein. Eine hohe Reizschwelle ist auch von Vorteil, ich bin gerne mit der Bahn unterwegs, oder besuchte Schulklassen.

Das Fell sollte nicht riechen, Spitzohren und Ringelrute finde ich persönlich einfach hübsch.

So kam ich zum Großspitz und nach längerer Suche zu meiner Alberta aus dem Oberpfälzer Wald (Rufname Anuk) Sie übertraf alle meine Erwartungen.

 

 

 


Steckbrief:

Alberta aus dem Oberpfälzer Wald

„Anuk“

Großspitz weiß

Zb.Nr. VDH/DSp REG 01341

Geb.15.05.2013

Vater: Alev vom Vollblutarabergestüt Hoher Fläming

Mutter: Asra vom Bayerischen Rigi

Besitzer: Katja Staats

www.aurora-spitze.de

 

Mit 14 Wochen kam sie zu uns. Ich habe sie sehr sorgfältig sozialisiert, wobei sie sowieso eine sehr „coole“ Art hat, und mit Bedacht an alles herangeht, sie lässt sich von so gut wie nichts aus der Ruhe bringen.

 

 

 

Von Anfang an habe ich festgestellt, wie leicht und freudig ein Spitz lernt. Man braucht fast keine Wiederholungen, das Lernen war spielerisch leicht für „Anuk“ und lief völlig nebenher.

 

 

 

Mit gut einem Jahr kannte sie alle wichtigen Suchbegriffe. Ich bilde ausschließlich durch positive Bestätigung aus, niemals mit Zwang, das Ganze soll dem Hund ja Spaß machen, ist für ihn doch nur ein Spiel.

 

 

 

Meine Spitze können Ampeln, Zebrastreifen, Türen, freie Sitzplätze, Bahnhofsschalter, usw unterscheiden und zuverlässig finden.

 

 

 

Sie können Treppen von Rolltreppen unterscheiden, Rolltreppen sind tabu, wegen der Krallen. Am Bahnsteig lernen sie, die weißen Auffangstreifen nicht zu übertreten, erst wenn der Zug kommt dürfen sie drüber und suchen die Zugtür.

 

Mit etwas über einem Jahr lernte „Anuk“ das Geschirr kennen, der Bügel, an dem die heutigen Blindenführhunde zu erkennen sind. Das Geschirr ist nicht zum Festhalten da! Es ist eine sensible Verbindung zwischen Mensch und Hund. Der Mensch spürt, wie der Hund läuft, wie der Untergrund ist.

Der Hund verknüpft mit dem Geschirr, dass er sehr groß und breit ist, genauso groß, wie er und sein Mensch zusammen. So lernt er, mit Geschirr kommt er unter keinem „Höhenhindernis“ durch, Schranken, tief hängende Äste, oä. Was er eigentlich gut unterlaufen könnte, lernt er anzuzeigen.

Dabei erstaunt mich die Kreativität meiner Spitze immer wieder. Ihre Vorgänger hatten durchaus Probleme mit Höhenhindernissen, aber „Anuk“ übersieht kein einziges und denkt wunderbar mit, sucht den besten Weg drum herum.

 
   

 

Steckbrief:

Spice Girl von der Roßsteige

„Yalla“

Mittelspitz neufarben

Zb.Nr.VDH/DSp 85663

Geb. 25.11.2014

Vater: John Boy von der Roßsteige

Mutter: Kikki von der Roßsteige

Besitzer: Katja Staats

www.aurora-spitze.de

 

Auch Spice Girl von der Roßsteige (Rufname Yalla) ist in diesem Bereich (in allen Anderen natürlich auch J) grandios, obwohl sie wirklich klein ist, sie ist ein Mittelspitz, macht sie um jedes Höhenhindernis einen großen Bogen, ohne, dass man ihr jede Variante ( Schranke, Absperrung, Äste) vorstellen musste.

So stößt man sich nicht den Kopf, selbst wenn man gar nichts mehr sieht.

Toll ist am Spitz, dass er nichts vergisst, meine Hunde arbeiten nicht jeden Tag, die Kinder sind inzwischen größer, meist sind sie einfach glückliche Hunde, verspielt und lustig, doch wenn sie arbeiten, dann mit voller Motivation und Freude.

 

 

Dank der Intelligenz der Spitze haben sie auch keine Probleme mit fremder Umgebung, sie finden sich dort genauso zurecht, weil sie die Gegenstände wie Lifte,  Ampeln, oder Briefkästen als solche erkennen. Das kann nicht jeder Hund.

Bis zum 1. Weltkrieg war es üblich, dass Blinde ihre Hunde selbst ausbilden. Heute ist es eher selten geworden und wird belächelt. Deshalb war es mir wichtig, meine selbst ausgebildete „Anuk“ mit 19 Monaten einem erfahrenen Gespannprüfer vorzustellen, der sonst Hunde für die Krankenkassen prüft.

Für die Krankenkassen werden die Hunde am Wohnort ihres zukünftigen Halters geprüft. Der Prüfung geht meist eine Einarbeitungszeit von drei Wochen voraus. Das ist kurz für Hund und Mensch, eine vertrauensvolle Basis aufzubauen, dafür werden in den drei Wochen die Prüfwege ausführlich geübt.

Wir wurden in Nürnberg, in völlig fremder Umgebung geprüft, ist schwieriger für Hund und Mensch, andererseits hatten wir den Vorteil der engen Bindung, des vollen Vertrauens meines Hundes.

Mein Spitz war mitten in Nürnberg unterwegs, wir fuhren U-Bahn (kannte sie gar nicht) liefen durch das Gewühle des Weihnachtmarktes, usw. Eineinhalb Stunden durch die Stadt. „Anuk“ war überall sicher, der Prüfer nach anfänglicher Skepsis („Hahaha, was willst denn du hier mit dem Spitz!“) beeindruckt, Herz was willst du mehr? J

Immer wieder würde ich mich für einen Spitz als Blindenführhund entscheiden.

 

 

INFO

Blindenführhund - wer führt wen?

Der Ausdruck ist ziemlich irreführend. Immer wieder hört man.“ Der Hund passt aber schön auf sie auf.“ Nein, der Blinde oder Sehbehinderte muss auf den Hund aufpassen, auch ein Blindenführhund ist nur Hund und braucht einen Menschen der ihn gut „navigiert“ der ihm Sicherheit gibt, dem er vertraut.

Denn: für den Hund ist das Führen nur ein Spiel, ein Suchspiel. Der Hund sucht Wege oder Gegenstände die ihm sein Mensch ansagt. Fürs Finden gibt es eine Belohnung. Der Hund beschützt auch nicht den Menschen vor Abgründen oder Treppen, mir wurde das schon öfter gesagt, weil er sich doch „so schützend“ vor mich stelle. Naja, also eigentlich stehen sie vor mir, weil sie ihr Leckerli fürs Stehenbleiben wollen….

 

 

 

INFO:

Blindenführhund - Kassenleistung?

Tatsächlich steht laut einem Gerichtsurteil jedem Sehbehinderten mit einem Sehrest unter 5% in Deutschland ein Blindenführhund zu, unter der Bedingung, dass er gut orientiert und Mobil ist. Schließlich ist auch so ein Hund nur ein Hund und will spielen, Gassi gehen und wird auch mal krank, dann sollte der Sehbehinderte ja trotzdem klar kommen. Auch ist nicht jeder Sehbehinderte oder Blinde Hundefreund.

Krankenkassen genehmigen für gewöhnlich nur Hunde die in bestimmten Blindenführhundeschulen ausgebildet werden. Meine Kasse stellte mir 6 Hundeschulen zur Auswahl, in den Meisten werden ausschließlich diverse Retriver, oder Mischungen daraus, evtl. noch ein Pudel oder Riesenschnauzer ausgebildet. Will man was Anderes wird es schwierig.

Schwierig ist auch, dass die Hunde in mehr oder weniger großen Rudeln leben, also meist wenig Bindung zum Menschen lernen. So muss man die ersten ein bis zwei Jahre viel mit dem Hund arbeiten, damit er lernt eine Bindung aufzubauen.

Soll ein eigener Hund von der Kasse übernommen werden, müsste er mindestens ein halbes Jahr in einer dieser Hundeschulen leben, auch wieder schwierig für die Bindung. Für Hund und Mensch gar nicht leicht.

Also: Nicht jeder Blindenführhund gehört der Krankenkasse, oder wird von ihr bezahlt.

Autor: Katja Staats

 

 

 

 

 

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