NützlichesGesundheitDNA Cluster-Studie

DNA-Clusterstudie

 
 
 

Molekulargenetische Rassedifferenzierung
für den Deutschen Spitz
F.C.I. Standard Nr.: 097  -  Gruppe 5  -  Sektion 4
Möglichkeiten und Grenzen

 
 
 

© Dr. Ina Pfeiffer
   Privatdozent an der Uni Kassel - Molekularbiologie

 
 
 

Einleitung

Mit Hilfe moderner DNA-Analysen kann die Molekulargenetik heutzutage eine relativ genaue Aussage über den Grad der „Reinerbigkeit“ und somit über die „tatsächliche genetische Vielfalt“ einer Hunderasse geben.

Bislang standen für diese Aussagen unter anderem zwei Schätzwerte zur Verfügung: der Inzuchtkoeffizient und der Ahnenverlustkoeffizient. Beide Werte basieren auf den vorhandenen schriftlichen Ahnennachweisen. Hierdurch kann es zu Fehlinterpretationen kommen, wenn die Aussagen der Ahnentafeln nicht der Wahrheit entsprechen.

Demgegenüber befasst man sich bei der DNA-Analyse mit dem Erbgut in direkter Weise.

Durch die Probenentnahme durch einen Tierarzt wird sichergestellt, dass das prinzipiell fälschungssichere Erbmaterial eindeutig dem entsprechenden Individuum zugeordnet werden kann. Die zeitlich nahezu unbegrenzte Archivierungsmöglichkeit stellt eine weitere positive Eigenschaft dar.

Hieran anknüpfend starteten viele engagierte Freunde des Deutschen Spitzes ein Forschungsprojekt, um Ihre Rasse genauer unter die Lupe zu nehmen. Es sollten Einblicke zur genetischen Vielfalt auf DNA-Niveau gewonnen werden, um ggf. damit zusammenhängende Vitalitäts-Probleme der Hunde früher erkennen zu können. Aber auch zur Wahl von Paarungspartnern wollte man eine zusätzliche, rein wissenschaftlich ausgerichtete Orientierungshilfe bieten, um damit Zuchtpläne zu erleichtern und sicherer zu machen.

Wie geht das?

Bei der DNA-Analyse werden die Übereinstimmungen von so genannten Mikrosatelliten geprüft. Mikrosatelliten sind spezifische Chromosomenabschnitte, die keine wirklich sinnvolle genetische Information enthalten. Diese Mikrosatelliten liegen an bestimmten Stellen auf einem Chromosom und zeigen nach einer speziellen chemischen Reaktion ein charakteristisches Bandenmuster (ähnlich wie Strichcodes auf Warenartikeln). Je näher zwei Hunde miteinander verwandt sind, umso ähnlicher ist das Bandenmuster. (Auf dieser Grundlage werden z.B. die Abstammungsnachweise durchgeführt). Mit Hilfe dieser Mikrosatelliten kann für jeden Hund ein „Strichcode“ festgestellt werden und über bestimmte Computer-Programme können die DNA-Resultate in eine Cluster-Analyse eingearbeitet werden.

Diese Cluster-Analyse zeigt im Ergebnis eine 3-dimensionale Wolke, wobei jeder untersuchte Hund mittels seiner DNA-Werte als ein Punkt in diesem Cluster vertreten ist. Je weiter die Punkte der untersuchten Hunde voneinander entfernt sind, umso weniger sind diese Hunde miteinander verwandt. Ein Cluster, das sich sehr kompakt zeigt, d.h. alle Hunde-Punkte liegen eng beieinander, deutet auf eine geringe genetische Vielfalt der Rasse hin. Dagegen weist ein diffuses Cluster (alle Hunde-Punkte zeigen großen Abstand zueinander) auf eine größere genetische Vielfalt der Rasse hin.

Stand des Forschungs-Projekts

Zum Zeitpunkt der Erstellung der ersten Clusterwolke hatten insgesamt  131 Spitze teilgenommen. Für eine aussagekräftige Analyse werden pro Rasse 50 Vertreter benötigt. Da die Spitze sich in 5 Varietäten aufteilen, kann der Probeneingang für die jeweilige Varietät mehr oder weniger  als Basis für eine Stichprobe genutzt werden, was bei den folgenden Ergebnissen unbedingt berücksichtigt werden muss.

Das Gesamt-Cluster aus den Proben aller teilnehmenden Spitze zeigt deutlich 5 verschiedene Einzelcluster, wobei die einzelnen Punktwolken sich unterschiedlich stark überschneiden,  diese Schnittbereiche deuten also auf Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihres Genbestandes hin. (Siehe folgende Abbildung)

 

 
 
 
 
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DNA-Cluster aus Proben der teilnehmenden 
Wolfsspitze, Großspitze, Mittelspitze, Kleinspitze und Zwergspitze.

 
 
 
 

Ferner wurde eine Vielzahl mathematisch statistischer Werte berechet (Heterozygotiewert etc.), die im Vergleich zu anderen Hunderassen  auf den ersten Blick zunächst keinen Anlass zur Beunruhigung boten.

Nachdem diese Resultate im Rahmen eines Symposiums vorgestellt  wurden, stand für alle Teilnehmer fest, dass es Wege und Möglichkeiten gibt, drohenden Inzuchtgefahren, die sich aus der Rassezucht von Hunden ergeben können, frühzeitig planerisch entgegenzuwirken.

Besonders hervorzuheben ist das große Engagement und die gute Zusammenarbeit unter den Spitzbesitzern, was sich nicht nur in der Probenanzahl zeigte, sondern auch daran, dass die Proben aus sieben europäischen Ländern nach Kassel geschickt wurden, wodurch die Aussagekraft der Studie auch international an Bedeutung gewann.

Dies kann nur der Anfang sein, denn für gesicherte wissenschaftliche Aussagen werden pro Varietät mindestens 50 Blutproben benötigt, davon sind wir bei den Mittel-, Klein- und Zwergspitzen noch weit entfernt.

Um konkrete Aussagen über die Großspitze machen zu können, insbesondere über die Farbentrennung, ist die Erstellung von separaten Einzelcluster für weiße und schwarze Großspitze notwendig.  Diese Analysen sind mittlerweile erfolgt und weitergeleitet worden.

Allerdings sollte nicht unberücksichtigt beleiben, dass die Einzelcluster wegen der geringen Probenanzahl, wie auch alle anderen bisherigen Ergebnisse, immer als Resultat einer Stichprobe zu sehen sind.
 

Fazit:

Es ist daher sehr wichtig, weitere Blutproben zu sammeln, um damit die Aussagefähigkeit der Ergebnisse zu erhöhen. Die Anlage einer DNA-Bank macht die permanente Überprüfbarkeit der genetischen Variabilität der Rasse „Deutscher Spitz“ durch Standardisierung möglich. Hierdurch wird eine praxisorientierte und gleichzeitig wissenschaftlich abgesicherte Zuchtplanung realisierbar, was eine viel versprechende Zuchtplanung in der Zukunft ermöglicht. Daneben hat sich inzwischen gezeigt, dass man durch die einmalig hinterlegte DNA-Probe, auch weitere interessante genetische Merkmale (u.a. PHPT) ohne weiteren Tierarztbesuch und ohne weitere Tierarztkosten unmittelbar aus der eingelagerten Probe testen lassen kann.

Wer seinen Hund ebenfalls zur DNA Erfassung anmelden will, kann das dazu nötige Formular hier herunterladen.

Bitte übersenden Sie die Unterlagen an folgende Anschrift:

GENOCANIN ®
Heinrich-Plett-Str.40
D-34109 Kassel

Die Anschrift:  Gottschalkstrasse 34127 Kassel ist nicht mehr aktuell.

 

 

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