Varietät Zwergspitz
Der Zwergspitz, oder wie man im Ausland öfter sagt, der Pomeranian ist ein echter Winzling unter den Hunderassen. Gerade einmal 18 bis 22 cm Rückenhöhe, die durch das mehr als üppige Fell jedoch als wesentlich mehr wahrgenommen werden, geben hier die Richtung vor. Auch die lediglich 2 Kilo Gewicht lassen nicht gerade auf einen Hund schließen, der den allgemeinen Vorstellungen eines Spitzes entspricht.
Doch lassen wir uns von seinem süßen Teddygesicht nicht in die Irre führen. Gerade im angelsächsischem Bereich, wo dieser Spitztyp ausschließlich Pomeranian genannt wird, gab man ihm den Beinamen “King of Toys”, wobei man natürlich nicht wörtlich mit “König des Spielzeugs” übersetzen sollte, sondern eher mit “König der Zwerghunde”. Wir treffen hier einen Hund, der in der Regel kein Angstkläffer ist, sondern einen Hund, der selbstsicher, zuweilen sogar arrogant aufzutreten vermag. Auch die Wachsamkeit und die Bereitschaft zur Verteidigung sind bei ihm ähnlich ausgeprägt, wie bei den großen Spitzen. Sollte er vielleicht gar nicht wissen, wie klein er in Wirklichkeit ist? Lassen wir uns von diesem Kobold begeistern.
Bei den Farben ist alles erlaubt. Sei es das bei weitem am meisten verbreitete Orange mit allen Schattierungen, sei es creme, black and tan, graugewolkt, die immer beliebter werdenden Schecken oder die mittlerweile wieder sich auf dem Vormarsch befindlichen reinen Farben Schwarz und Weiss. Verpaarungen aller Farben untereinander sind beim Zwergspitz - anders als bei allen anderen Varietäten - erlaubt.
Ganz interessant ist auch, wie sich der Zwergspitz über Europa ausbreitete.
So waren bis ins 18. und 19. Jahrhundert die Zwergspitze (damals 30 cm und mehr Widerristhöhe) über ganz Europa anzutreffen. Mitte des 18. Jahrhunderts kamen die ersten Zwergspitze nach England, dem damaligen Mutterland der Hundezucht. Auf Grund der starken verwandtschaftlichen Verflechtung des englischen Königshauses mit dem deutschen Adel wurde für sie der Weg bis ins königliche Schloss frei. Aus dem Jahre 1767 datiert die erste schriftliche Überlieferung hierzu, wonach Königin Charlotte - eine mecklenburgische Prinzessin - das erste Pärchen “Pomeranian dogs” erwarb. Pomeranian, wegen der Abstammung aus Pommern.
100 Jahre Zucht gingen in England ins Land, bis 1870 der erste offizielle Standard in England erschien. Unter Pomeranians verstand man damals Hunde mit teilweise über 30 cm Größe.. Im Laufe der Zeit erkannten die Züchter, dass auch die Kleinsten im Wurf sich zu gesunden, vollwertigen Spitzen entwickelten, worauf eine gezielte Zucht anfing mit dem Ziel, den Pomeranian zu verkleinern. In Deutschland verlief die Entwicklung anders, denn dort wurde die Bezeichnung “Zwergspitz” abgeschafft. Es gab nur noch den Kleinspitz mit einer Maximalgröße von 28 cm. Erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts sollte ein Umdenken einsetzen. Ein Name ist untrennbar mit dieser Entwicklung verbunden: Joachim Weinberg.
Der bekannte Richter hatte auf seinen Auslandsreisen den Pomeranian in England kennengelernt und brachte ihn 1970 zurück in sein Heimatland. Nach anfänglichen aber enormen Schwierigkeiten auf Ausstellungen, konnte der Zwergspitz, dank des VDH-Präsidenten Dr. Bandel und des damaligen 2. (geschäftsführenden) Präsidenten des Vereins für Deutsche Spitze Werner Jäger, seinen angestammten Platz in der Spitzfamilie wieder einnehmen.
Durch die notwendig gewordene und 1974 durchgeführte Standardänderung konnte der Zwergspitz auch in der F.C.I.-Welt als eigenständige Varietät des Deutschen Spitzes wieder auferstehen. Dass es hier in der Eile zu handwerklichen Schwachstellen bei der Farbdefitition kam, soll nur der Vollständigkeitshalber angegeben werden. Die Zuchtzahlen bewegten sich langsam nach oben. Doch erst ab 1992 konnten regelmäßig über 100 Welpen ins Zuchtbuch eingetragen werden. Gerda Heek, leider bereits verstorben und Hildegard Kramm-Veith gehörten und gehören mit ihren Zuchtstätten “Stugerd´s” und “aus der Spielzeugschachtel” zu den Großen der Zucht. Sie beeinflussten die Entwicklung maßgebend.